Montag, 29. Juli 2019

Gegen Speziesismus

Soziale Gerechtigkeit: Was bedeutet eigentlich Speziesismus?


 

Dem Großteil der Gesellschaft ist mittlerweile bewusst, dass viele Menschen aufgrund ihres Geschlechts, einer vermeintlichen Hautfarbe, einer Behinderung, aufgrund ihres Alters oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Aber haben Sie schon einmal den Begriff „Speziesismus“ gehört? Was genau bedeutet er, und wie können wir gegen diese Form der Diskriminierung vorgehen?

In den eben genannten Arten von Diskriminierung werden Menschen ausgeschlossen und benachteiligt, weil sie angeblich „anders“ sind. Auf die gleiche Weise schreibt der Speziesismus Menschen einen höheren Status als Tieren zu. Tiere werden – anders als Menschen – lediglich als Forschungsobjekte, Nahrung, Bekleidungsmaterial oder Spielzeug erachtet. Sie gelten bei der speziesistischen Denkweise als Gegenstände, die dazu da sind, die Wünsche des Menschen zu erfüllen – und zwar nur, weil sie nicht der gleichen Spezies angehören.

Einfach ausgedrückt, werden im Speziesismus Menschen gegenüber Tieren bevorzugt –  so wie manche Menschen aufgrund bestimmter Vorurteile gegenüber anderen Menschen bevorzugt werden. Speziesismus basiert auf der fehlgeleiteten Annahme, dass eine bestimmte Spezies wichtiger sei als eine andere.
 

Andere Tiere sind nicht einfach irgendwelche Gegenstände, die wir nach Gutdünken nutzen können. Es sind Individuen mit ganz eigenen Interessen – genau wie Menschen. Wir unterscheiden uns wie alle anderen Spezies auch. Doch um gegen unsere Vorurteile gegenüber anderen Spezies anzugehen, müssen wir auch nicht genau gleich sein oder die gleichen Bedürfnisse haben: Streifenhörnchen brauchen zum Beispiel kein Wahlrecht. Doch was wir wirklich brauchen, ist Offenheit gegenüber den Interessen anderer. Wir müssen anerkennen, dass wir alle Lebewesen mit Gedanken, Gefühlen und Wünschen sind. Niemand von uns sollte ausgepeitscht, angekettet oder abgestochen werden, niemand nur dazu da sein, anderen zu dienen.

Noch immer werden viele Menschen unterdrückt. Ist es da nicht einfach nur Luxusdenken, sich um Tiere zu sorgen?

Diskriminierung, Unterdrückung und Gewalt betreffen unterschiedlichste Menschen – aber eben nicht nur sie. Wenn wir uns eine gerechtere Welt wünschen, müssen wir alle Vorurteile bekämpfen – nicht nur jene, die uns persönlich betreffen.
Es ist eine bestimmte Denkweise, die zur Unterdrückung von Menschen führt – seien es Muslime und Musliminnen, Frauen, ältere Menschen, Mitglieder der LGBTQ-Community oder Menschen, denen keine „weiße“ Hautfarbe zugeschrieben wird. Die gleiche Denkweise ermöglicht die Ausbeutung von Tieren. Vorurteile nähren sich, wenn wir glauben, dass „ich“ besser bin als „du“. Dass „meine“ Interessen aus irgendeinem Grund über denen der „Anderen“ stehen.
 
Der Philosoph Peter Singer machte viele Menschen auf die Konzepte des Speziesismus und auf Tierrechte aufmerksam. In seinem bahnbrechenden Buch „Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere“ erklärte er, er könne sich nicht vorstellen, warum man eine Form von Vorurteilen und Unterdrückung ablehnen, eine andere aber akzeptieren – ja sogar unterstützen – sollte. Viel sinniger sei es doch tatsächlich, verschiedene Unterdrückungsstrukturen wie Rassismus und Speziesismus gleichermaßen abzulehnen.

Menschen, die sich für die Gleichwertigkeit von Tieren einsetzen, sind oft auch diejenigen, die sich für LGBTQ-Rechte, die Rechte von Menschen mit Behinderung, gegen Rassismus, für religiöse Toleranz und andere Fragen der sozialen Gerechtigkeit stark machen.
Fanatismus und Diskriminierung sind falsch – egal, wer die Opfer sind. Werden wir selbst Zeugen solcher Ungerechtigkeit, müssen wir etwas dagegen unternehmen.

„So etwas wie einen Kampf, der nur ein einziges Thema berührt, gibt es nicht. Denn unsere Leben berühren stets mehr als ein Thema.”

Audre Lorde, Bürgerrechtsaktivistin und Feministin

Was kann jeder einzelne von uns also gegen Speziesismus tun?

Wenn wir etwas gegen Speziesismus unternehmen und die Rechte der Tiere anerkennen möchten, müssen wir zu allererst die Bedürfnisse von Tieren respektieren. Uns muss klar sein, dass sie ganz eigene Interessen hegen und es verdient haben, frei von Schmerz und Leid zu leben. Und wir müssen uns den Vorurteilen stellen, die es uns ermöglichen, die Augen vor dem unsagbaren Leid zu verschließen. Dieses Leid findet tagtäglich in Laboratorien, Schlachthäusern, Zirkussen und anderswo statt, und die meisten Menschen sehen einfach weg. Doch egal, wie unterschiedlich wir auch aussehen: Wir sitzen alle im selben Boot. Sobald uns das bewusst wird, stehen wir in der Verantwortung, etwas zu unternehmen.

Alle Lebewesen verdienen Respekt und Mitgefühl. Hier drei ganz einfache Möglichkeiten, wie Sie schon heute etwas gegen Speziesismus unternehmen können:

  1. Unterstützen Sie Unternehmen, die keine Tierversuche durchführen. Hunderttausende Tiere werden jedes Jahr in archaischen Versuchen vergiftet und getötet. Diese Versuche werden für Kosmetika, Körperpflege und Haushaltsprodukte durchgeführt. In unserer Datenbank finden Sie tausende Firmen, die keine Tierversuche durchführen. Ganz egal, wonach Sie suchen: Es gibt eine tierfreundliche Option.
  2. Ernähren Sie sich vegan. Wenn Sie Fleisch essen, bezahlen Sie dafür, dass jemand einem Tier die Kehle durchschneidet. Für Käse, Joghurt und andere Milchprodukte wird einem Baby die Milch gestohlen. Und wer Eier isst, verdammt eine Henne zu einem schrecklichen Leben in einem kleinen Drahtkäfig. Entscheiden Sie sich noch heute für eine vegane Lebensweise.
  3. Tragen Sie Ihre eigene Haut. Es gibt absolut keinen Grund, Tiere im Namen der Mode umzubringen. Immer mehr Marken bieten nachhaltige vegane Bekleidungsoptionen an. Kunstleder aus Ananasblättern oder Weintrauben, „Wolle“ aus Hanf und Bambus, Daunenalternativen aus Pflanzenzucker und Eukalyptus – es werden ständig neue Innovationen entwickelt.
(c) PETA