die Frühjahrsmesse Kassel 2016 ist vorüber. Zum fünften Mal
haben wir zusammen mit unseren Kooperationspartnern von der
Anti-Jagd-Allianz e.V. auf dieser Freizeitmesse einen Informationsstand
zum Thema Jagd und Tierschutz betrieben. Viele Messebesucher haben sich
an den neun Messetagen bei uns informiert und sind oftmals direkt mit
konkreten Fragen zu uns gekommen.
Wir stellen bei solchen Anlässen immer wieder fest, dass Jagd in
der Bevölkerung zunehmend kritisch gesehen wird und Jäger oftmals als
Außenseiter mit einem abseitigen Hobby wahrgenommen werden. Gerade
Personen, die sich oft und regelmäßig in der Natur bewegen, können über
unterschiedlichste und teils unangenehme Begegnungen mit Jägern
berichten. So berichten immer wieder Hundebesitzer, dass sie auf
Gassitouren mehr oder weniger freundlich von Jäger angegangen werden und
wie Jäger sich gerne als „Herrscher über die Natur“ aufspielen. Sätze
wie: „Wenn ich Ihren Hund nochmal ohne Leine sehe, kann es passieren,
dass ich ihn erschieße“ sind keine Seltenheit. Zwischen Reitern und
Jägern kommt es ebenfalls zu Konflikten. Viele Betroffene lassen sich
durch solche Aktionen einschüchtern und nehmen nicht ihre Rechte wahr.
Zu diesem Themenkomplex haben wir wieder viele Gespräche in den
Messetagen geführt. Wir raten dabei immer dazu, sich bei solchen
Begegnungen selbstbewusst zu zeigen und Jäger in die Schranken zu
weisen, Übergriffe bei Behörden und Polizei zur Anzeige zu bringen und
dokumentieren zu lassen.
Für uns stehen bei dem Messeaftritt mit dem Informationsstand drei große und emotionale Themen im Vordergrund: Der Haustierabschuss, die Auslandsjagd und die Fallenjagd.
Neben dem schon erwähnten Haustierabschuss sorgen auch die Schautafeln
zur Auslandsjagd für viel Empörung: Dass deutsche Jäger große Geldsummen
investieren, um im Ausland teils geschützte und vom Aussterben bedrohte
Tiere zu töten, löst Fassungslosigkeit bei den Besuchern aus. Jäger
beteuern immer wieder, dass es sich bei diesen Auslandsjägern um ein
paar schwarze Schafe in den eigenen Reihen handeln würde. Doch gegen
dieses Argument spricht, dass dieser Jagdexzess ein großes Thema in
einschlägigen Jagdzeitschriften darstellt und auf Jagdmessen dutzende
Anbieter solcher Reisen vertreten sind. Auslandsjagd ist ein großer
Geschäftszweig, der auch seine Kunden findet. Bei den Gesprächen an
unserem Infostand haben wir auch Menschen getroffen, die von Bekannten,
Kollegen, Familienmitgliedern usw. berichtet haben, die
Jagdreisenangebote wahrnehmen.
Natürlich kommt es bei den neun Messetagen auch zu Gesprächen
mit Jägern. Die einen versuchen eben diese drei großen Themen zu
relativieren und zumindest teilweise rechtfertigen, die anderen
pflichten uns glaubhaft bei: das geht gar nicht! Im Vordergrund steht
meist das Thema Haustierabschuss, was dann durchaus mit Personen aus der
jagende Zunft zu lebhaften Diskussionen führen kann, bei denen sich die
in Loden gekleideten Diskutanten in ihrer teils wirren Ideologie ihres
„Naturschutzgedanken“ verfangen. Sie glauben z.B. Vögel mit der Waffe
vor der Katze beschützen zu müssen ...
Unseren Infostand haben wir – wie schon in den vergangenen
Jahren – an prominenter Stelle mit einer Tafel dekoriert, auf welcher
das Zitat von Theodor Heuss steht: „Jagd ist eine Nebenform menschlicher
Geisteskranheit“. Dieser Satz polarisiert. Die einen nehmen diese Tafel
heftig kopfschüttelnd wahr, die anderen stehen nickend und zustimmend
davor. Oft bietet dieser Satz den Einstieg in ein Gespräch, sowohl mit
potentiellen Jagdgegnern als auch mit Jägern. Wir würden ein Zitat aus
dem Zusammenhang reißen, wird uns von der einen Seite vorgeworfen.
Andere erfreuen sich darüber, dass ein geachteter Mann wie Heuss die
Jagd wohl auch kritisch gesehen hat.
In den Gesprächen ist ein weiteres zentrales Thema die
Wildschweinschwemme und die Zerstörungen durch „marodierende“
Wildschweine. Dieses Thema wird bekanntlich alljährlich durch die Jäger
mittels Medienbeiträge in der Öffentlichkeit hochgepuscht, um einen
Rechtfertigungsgrund für ihr Handeln generieren zu können. Wir erläutern
an dieser Stelle dann, dass die Wildschweinschwemme erst ein Produkt
der Jagd ist. Wie zu vielen anderen Themenbereichen der Jagd geben wir
den Interessierten dazu unser Infomaterial an die Hand.
Pünktlich zur Frühjahrsmesse ist unsere neue Broschüre „Sau
tot!“ erschienen, die wir zahlreicht zur Information an Standbesucher
herausgegeben haben und die gerne und zahlreich angenommen wurde. „Geben
Sie mir noch eine Broschüre mehr mit, da hab ich einen Jäger in meinem
Umfeld, dem ich das mal geben möchte“, haben wir so oder so ähnlich ein
paar mal gehört. Ob sich inzwischen Freundeskreise reduziert haben oder
Familienstreitigkeiten ausgebrochen sind, wissen wir nicht.
Insgesamt haben wir auch dieses Jahr wieder festgestellt, dass
eine solche Freizeitmesse eine ideale Gelegenheit ist, über das komplexe
Thema Jagd zu informieren. Erheblich besser, als bei Infostände z.B. in
einer Fußgängerzone. Interessierte kommen mit Zeit und Muße auf uns zu,
sind nicht im Einkaufsstress und verweilen daher oftmals lange an
unserem Infostand und informieren sich umfassend im Gepräch.
In unmittelbarer Nähe unseres Standortes haben – wie schon in
den letzten Jahren – wieder der Jagdverband und andere
Jägervereinigungen ihre Messeauftritte gehabt. Inwischen kennt man sich,
Berührungsängste sind abgebaut und einem Gespräch bei einer Tasse
Kaffee steht nichts im Weg. Für uns eine Gelegenheit, die eine oder
andere Absonderlichkeit aus Jagdkreisen zu erfahren, aber eben sich auch
konstruktiv über den einen oder anderen Aspekt zur Jagd auszutauschen.
Alles in Allem: Wieder eine gelungene Aktion - 2017 sind wir wieder mit dabei!
Herzliche Grüße
für pro iure animalis Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos