Mittwoch, 1. Oktober 2014

Vegetarismus und Tierschutz

Aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes empfiehlt der Deutsche Tierschutzbund eine vegane oder vegetarische Ernährungsweise. Das „Ersetzen“ tierischer Produkte mit pflanzlichen kann nicht nur einen entscheidenden Beitrag zum Tierschutz, sondern auch eine Bereicherung auf vielen anderen Lebensebenen darstellen. Die Gründe, auf pflanzliche Produkte zurückzugreifen, sind zahlreich und reichen von ethischen bis hin zu politischen und sozialen Gesichtspunkten. Ernährung hat nicht nur direkte sowie indirekte Auswirkungen auf Menschen und Tiere, sondern auch auf die Umwelt und die biologische Vielfalt. Nicht zuletzt gibt es viele wissenschaftliche Studien, die auf den gesundheitsfördernden Charakter einer tierfreien Ernährung hinweisen.

Die Herstellung von Fleisch, Milch und Eiern hat heute mit Bauernhofromantik nicht mehr viel gemein. Eines der fundamentalen Probleme der Nahrungsmittelproduktion ist, dass die sogenannten Nutztiere nicht mehr als eigenständige Lebewesen angesehen werden. Sie sind Produkte, die unseren Zwecken dienen. Zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte des Menschen wurde so viel Fleisch verzehrt und wurden Tiere so sehr ausgebeutet wie heute. In diesem hochindustrialisierten Komplex der Nutztierhaltung, bei dem der Tierschutz letztlich auf der Strecke bleibt, wird die Entfremdung des Menschen zu seinen Mitgeschöpfen und der Natur besonders deutlich. Bereits bei der Auswahl der Tiere für die Nahrungsmittelproduktion besteht eine starke Diskrepanz: Es ist rational kaum begründbar, warum wir Hunde und Katzen in unsere Familien aufnehmen, ihnen so viel Liebe und Schutz zukommen lassen, Millionen Hühnern, Schweinen und Rindern jedoch im gleichen Atemzug das Recht auf ein Leben ohne Leid und Qual absprechen. Dabei handelt es sich nicht minder um fühlende (oder intelligente) Lebewesen mit zum Teil komplexen Sozialstrukturen und einem starken Überlebensimpuls. Ebenso wie wir, versuchen sie, jeder Form von Schmerz und Leid aus dem Weg zu gehen.


Um immer mehr Fleisch zu liefern, mehr Milch zu geben oder mehr Eier zu legen - und somit mehr Profit zu bringen - werden die Tiere auf hohe Leistung und Ertrag gezüchtet. Bereits in der extremen Spezialisierung der Zuchtlinien zeigt sich die Verwandlung des Tieres vom Lebewesen zum Produktionsgut. So werden beispielsweise in der Legenhennenzucht männliche Küken am ersten Lebenstag getötet, da sich deren Mast nicht lohnt. Ähnlich ergeht es männlichen Kälbern milchbetonter Rinderassen. Diese zeigen kaum Muskelansatz, werden unter tierschutzwidrigen Bedingungen gehalten und nicht wiederkäuergerecht gemästet, um sie nach kurzer Zeit schlachten zu können. Die Auswahlzucht führt bei vielen Tieren zu erhöhten Wachstumsraten mit entsprechenden gesundheitlichen Problemen. Milchkühe leiden nicht selten an Euter-, Legehennen oftmals an Eileiterentzündungen. Die übernatürlich groß gezüchteten Brustmuskeln von Masthühnern verlagern den Körperschwerpunkt der Tiere, dem Beine und Hüften nicht standhalten. Aufgrund schmerzhafter Beindeformationen können sich viele gar nicht mehr fortbewegen.
Hinzu kommt, dass ein Großteil der Tiere in der Nahrungsmittelproduktion nicht artgerecht und unter schlechten Bedingungen gehalten wird. Sie fristen ihr Dasein in engen dunklen Ställen, ohne oder mit stark eingeschränkter Bewegungsfreiheit, die ihr arteigenes Verhalten nicht mehr zulässt. Zusammen mit der ohnehin genetischen Veranlagung der Tiere, sorgt dies für weitere ausgeprägte physische Schäden und Verhaltensstörungen.
Oft müssen die Tiere mehrfach in ihrem Leben über viele Kilometer transportiert werden: vom Aufzuchtbetrieb zum Mastbetrieb und von dort zu teils weit entfernten Schlachtstätten. Das Einfangen, Aufladen bzw. Auf- und Abtreiben auf die LKWs sowie der Transport selbst stellen Belastungen für die Tiere dar. Nicht zuletzt kann auch die Schlachtung erhebliche Tierschutzprobleme verursachen, etwa durch unzureichende Betäubung, falsch gesetzte Bolzenschüsse oder menschliches Fehlverhalten.